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Ich
kam als letzter aus dem Umkleideraum und stellte mich, nachdem ich die
Dojo-Slipper, die Zori, abgestreift hatte, zu den Anderen. Wir knieten
auf unserer Matte und grüßten auf japanisch - mit einer leichten
Verbeugung. Statt langer Reden begann der Ausbilder sofort mit Gymnastik.
Manches war für mich völlig neuartig und fiel mir nicht leicht,
aber der Ausbilder
sah über die ungelenken Bewegungen hinweg - als sei es selbstverständlich, dass alle Anfänger unglückliche Figuren sind. Ich glaube, er ist so manchen Kummer gewöhnt. Die sich anschliessenden Fallübungen bereiteten mir etwas Herzklopfen. Staunend sah ich zum Trainer, der sich so elegant und schwerelos abrollte. Doch unser Trainer blieb freundlich und zwang keinen zu artistischen Leistungen. Geduldig zeigte er uns immer wieder, wie einfach und harmlos ein Abrollen auf der Matte ist. Die anfängliche Beklemmung wich einer steigenden Spannung, es selbst auszuprobieren. Und es machte tatsächlich Spaß! Ich hätte nie gedacht, wie einfach das Fallen zu erlernen ist, dass es überhaupt nicht unangenehm ist. "Erst wenn ihr gut fallen könnt, dürft ihr euch werfen", sagte der Trainer, "dann ist Judo völlig gefahrlos. Der Fall auf der Judomatte ist einfacher als ein Sprung vom Dreimeter-Brett. Man spürt den Aufprall überhaupt nicht, weil Matte und Körper federn." Um uns zu beweisen, dass jenes uns so bekannt donnernde Aufschlagen eine falsche Vorstellung erweckt, ließ er uns im Liegen mit Hand und Unterarm energisch auf die Matte schlagen. Es klang, als ließen die kräftigsten Raumpflegerinnen des Landes ihre Wut an einem Riesenteppich aus. Dabei spürte man überhaupt nichts. |
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Nach
der ersten Hälfte des Unterrichts erlaubte uns der Trainer eine Ruhepause.
"Was
ist Judo und was ist Jiu-Jitsu?" fragte
ein Teilnehmer. "Judo ist entschärftes Jiu-Jitsu. - Während Jiu-Jitsu
als reine Selbst- verteidigung gilt, stellt Judo einen Wettkampfsport dar,
aus dem alle unkontrollierbaren Würfe, Hebel und Griffe herausgenommen
wurden." "Ist Judo ein Leistungssport?" fragte ein älterer Teilnehmer.
"Judo wird sowohl als Leistungssport wie auch als Breitensport betrieben.
Wir geben jedem die Chance, eines Tages zu den Landesbesten zu gehören,
möchten aber keineswegs den vielen begeisterten Judoka, die aus zeitlichen
oder sonstigen Gründen nicht an Wettkämpfen teilnehmen können,
etwas Zweitrangiges anbieten. Jeder wird
"Was
bedeutet Judo und wann kam Judo eigentlich auf?"
"Ju heißt sanft, nachgebend. Do bedeutet Weg, Prinzip. Es gibt viele
Auslegungen; ich persönlich
"Muß
man eigentlich," so fragte ein junger
Teilnehmer, "die japanischen
"Hat
Judo erzieherischen Wert?" fragte mein
linker Nachbar. "Jeder Sport hat erzieherischen Wert. Dennoch nimmt Judo
eine Vorzugsstellung ein; es erzieht den Sportler nicht nur zur Fairness;
und Selbstdisziplin - Judo entwickelt im hohem Maße Selbstbewußtsein,
und viele Judoka und ihre Angehörigen können bestätigen,
dass dieser Sport lebenstüchtig macht. In vielen Ländern ist
Judo heute schon als
"Welche
Bedeutung haben die Gürtelfarben?"
"Im Judo durchläuft man eine Reihe von Stufen - vom Anfänger
über den Fortgeschrittenen bis zum Meister. Während die Judomeister
schwarze und rot-weiße Gürtel tragen, zeigen die Gürtel
der Schüler anfangs helle, dann immer dunklere Farben: weiß,
weiß-gelb, gelb, gelb-orange,
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Lothar´s erster Wurf . |
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3.v.r. Lothar Nest - untere Reihe 6.v.r.: Engelbert Dörbandt + |
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![]() Der "JC HATA e.V." war von 1960 - 1966 der erste Judoverein von Lothar Nest. Er befand sich in der Kreuzberger Mariannenstraße und zog im Sommer 1960 zur Urbanstraße, nahe Blücherstraße. |
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